Der gute Ton

Wenn die Verständigung am seidenen Faden hängt

In der Liste Angst und Ekel erzeugender Tiere sind Spinnen ganz vorn mit dabei. Doch was scheren uns die fiesen Fakten. Vertrauen Sie sich uns an! Wir nehmen Sie mit auf eine faszinierende Reise in die Welt der Kommunikation.

Spinne
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Nein, Spinnen sprechen nicht. Nicht miteinander. Nicht übereinander. Und mit anderen schon gar nicht. Was aber längst nicht bedeutet, dass ihnen Kommunikation fremd ist. Sie müssen nur alles vergessen, was Sie jemals geglaubt haben, über Kommunikation zu wissen.

Zunächst einmal: Spinnen haben keine Ohren. Was aber längst nicht bedeutet, dass sie nicht hören. Also quasi „hören“. Spinnen „hören“ mit Sinneshaaren auf ihren Vorderbeinen. Mit diesen Härchen erspüren sie den Schall, sie reagieren auf die Frequenz von Tönen. Bei einer Frequenz von 80 Hertz beispielsweise stellen sie sich tot. Was der Mensch nur noch als dumpfes, belangloses Brummen wahrnimmt, wenn er ganz genau hinhört, sagt der Spinne: „Akute Gefahr, gefressen zu werden!“ Dagegen hilft nur eins: Sich unsichtbar machen, sich sofort tot stellen.

Spinne
Spinnen „hören“ mit Sinneshaaren auf ihren Vorderbeinen. © stock.adobe.com – lurs

Das Empfinden von Schwingungen und damit der Vibrationssinn der Spinnen ist höchst sensibel. Er nimmt wahr, was Menschen kaum noch als Ton realisieren. Bei etwa 60 Hertz – das entspricht 60 Schwingungen pro Sekunde – sind dem menschlichen Gehör Grenzen gesetzt. Der Spinne nicht. In dieser Welt voller feinster Schwingungen lebt sie auf. 

Die Melodie des Netzes

Wissenschaftler fanden heraus, dass das Spinnennetz dabei wie ein „Tonträger“ funktioniert. Professor Markus Buehler, Materialwissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology, hat mit einem Forschungsteam die zartgewebten Netze zum Klingen gebracht. Dafür wurden sie in einem aufwändigen 3D-Verfahren gescannt und jedem einzelnen der hauchdünnen Fäden ein Ton zugewiesen. Computer verarbeiten die Daten mit Hilfe eines aufwändigen Algorithmus dann in die Geräuschkulisse eines Spinnennetzes. (siehe unten) Und das ist eine ganz andere Art, die Welt zu erleben. 

Netzmelodie der Motte
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Melodie der Motte: 

Motten haben eine Art Schutzbeschichtung auf ihren Flügeln, mit der sie dem Netz leicht entkommen. Deshalb müssen sie direkt angegriffen werden. 

Netzmelodie der Fliege
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Melodie der Fliege: 

Die hat keine Chance. Die kann man zappeln lassen. 

Netzmelodie der Wespe

Melodie der Wespe: 

Klingen die Fäden allerdings im ­Wespentakt, werden sie sofort gekappt, denn die Wespe ist ein Fressfeind und dem nähert man sich auf gar keinen Fall.

Ist sich die Spinne nicht ganz sicher, was in ihrem Netz los ist, „hört“ sie noch mal genau hin. Dafür zupft sie an den Seidenschnüren. Sind es Artgenossen, erkennt sie sie an der Melodie ihrer Schritte. Ist ein Paarungswilliger darunter, muss er das Netz von Anfang an auf eine besondere Art zum Vibrieren bringen. Stümper werden direkt gefressen.

Das Experiment des Teams um Professor Buehler eröffnet die Chance, mit Spinnen irgendwann kommunizieren zu können. 

Ooookay?! Wie wäre es mit der Melodie für: „Friss die Mücken?“

Hören Sie hier die Melodie des Spinnennetzes

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